Homeoffice oder Büro?

Auf die Persönlichkeit kommt es an

In der Diskussion um hybride Arbeitsmodelle kommt ein Aspekt immer zu kurz: Experte Sebastian Herbst erklärt, warum es sich lohnt, hier auf unterschiedliche Persönlichkeitstypen zu achten.

Sebastian Herbst ist Geschäftsführer des ROTH INSTITUTS mit Schwerpunkten Führung & Change Management. Er ist zudem Dozent an der Hochschule Bremen und verfügt über mehrjähriger Erfahrung im Bereich HR.
Als Autor von Führungs- und Change-Management Literatur hält er regelmäßig Vorträge zu aktuellen Themen, z.B. für den Bundesverband der Personalmanager und untersucht seit vielen Jahren, wie die Arbeit der Zukunft aussehen kann.
 

Mit dem Laptop am eigenen Küchentisch sitzen oder fünf Tage die Woche im Großraumbüro? Welche Arbeitsweise wo vorherrscht, das änderte sich in den vergangenen Jahren ständig: Nachdem die Corona-Pandemie einen regelrechten Homeoffice-Boom auslöste, verhängten viele Unternehmen 2024 wieder eine stärkere Präsenzpflicht im Büro. In der Diskussion geht es dabei meist um effektive Arbeit, um Kreativität in Meetings, das soziale Miteinander oder um Kontrolle der Arbeitszeit.

Welcher Aspekt nur selten genannt wird: Es hängt stark vom jeweiligen Persönlichkeitstyp ab, ob man im Büro oder zuhause bessere Arbeit erzielt. Sebastian Herbst ist Berater, Dozent, Autor und Experte in Sachen HR und Change Management, und er hat uns erklärt, woher die unterschiedlichen Vorlieben kommen - und wie man sie im Arbeitsalltag bestmöglich nutzen kann.

Wer braucht wie viel Oxytocin?

Mit anderen oder lieber allein? „Je nach Persönlichkeitstyp gibt es eine unterschiedliche Bindungsneigung“, sagt Sebastian Herbst. „Diese wird über das Bindungssystem und den Neurotransmitter Oxytocin gesteuert und es gibt Menschen, die hier einen sehr hohen Bedarf haben.“ Während wir Begriffe wie Bindung meist im privaten Bereich ansiedeln und Oxytocin vielleicht unter dem Spitznamen „Kuschelhormon“ kennen, spielen diese Faktoren auch bei der Arbeit eine große Rolle.

„Menschen mit einer ausgeprägten Bindungsneigung haben eine hohe Kommunikationsaffinität, sie schätzen den persönlichen Austausch, die persönliche Projektarbeit und die persönlichen Gespräche mit Menschen.“ Diese Bedürfnisse müssen für die eigene Bestleistung bei der Arbeit erfüllt werden und häufig ist das bei einer Zusammenarbeit in Präsenz einfacher zu erreichen als über Bildschirm, Messenger und Telefonate.  

Generationenkonflikte spielen (fast) keine Rolle

Während in der Homeoffice-Debatte häufig ein Generationen-Unterschied erwähnt wird, nach dem junge Menschen (vor allem aus der Gen Z) angeblich lieber remote und flexibel arbeiten, während die älteren Mitarbeitenden vorzugsweise im Büro sitzen, führt Sebastian Herbst ein anderes Argument an. „Hier gibt es leider viel zu viele Missverständnisse und Fehlinformationen“, sagt er. „Die unterschiedlichen Temperamente und Persönlichkeitstypologien sind in jeder Generation gleich. Es gab schon vor 100 Jahren strukturierte, analytische und gewissenhafte Menschen, genau wie kreative, dynamische und innovative Menschen. Es gab sie vor 30 Jahren, es gibt sie heute und es wird sie auch in 50 oder 100 Jahren noch geben.“

Woran das liegt? „Temperament und Persönlichkeit unterliegen einem Entwicklungsprozess im Gehirn, hier sind die großen Unterschiede bezüglich der Affinität zu mehr oder weniger Bindung zu erkennen – ob man also lieber mit vielen Menschen in direktem Kontakt oder remote arbeitet, hängt nicht von der Generation ab, sondern von der eigenen Persönlichkeit.“ Deshalb gebe es auch heute viele junge Menschen, die lieber ins Büro gehen und erfahrene Kolleginnen oder Kollegen, die zuhause besser arbeiten können.

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Der Faktor Gewöhnung

Eine Einschränkung gibt es mit Blick auf das Alter aber – und das ist die Gewöhnung. „Es geht um den sogenannten Habitus“, erklärt Sebastian Herbst. „Wenn Menschen aufgrund ihrer zwanzigjährigen Berufserfahrung alle Prozesse im Büro erlernt haben und routiniert auf sie eingestellt sind, dann können sie damit sehr gut arbeiten und bevorzugen die Arbeit in Präsenz – ganz einfach, weil sie diese gewohnt sind.“

Jüngere Mitarbeitende sind durch die Corona-Pandemie vielleicht ein Studium in Online-Kursen gewöhnt und wissen, wie sie auch remote gute Arbeitsergebnisse erzielen können, sie haben in diesem Umfeld ihre eigenen Abläufe entwickelt. Bei ihnen gilt: Routinen, die sie im Büro nicht kennen, vermissen sie auch nicht.

„Deshalb gibt es mit Sicherheit feine prozentuale Abweichungen bezüglich dieser Gewohnheiten“, so Sebastian Herbst. „Aber grundsätzlich haben wir bei allen Generationen die gleichen Präferenzen, die entweder mehr in Richtung Präsenz oder in Richtung Homeoffice gehen.“

Extrovertierte Menschen erleben Homeoffice als Stress

Das hängt auch davon ab, ob man eher introvertiert oder extrovertiert ist. Introvertierte Menschen empfinden soziale Situationen eher als anstrengend und können Energie tanken, wenn sie allein sind. Extrovertierte sind kontaktstark und gerne mit anderen Menschen zusammen, ihnen gibt es Energie, wenn sie viel unter Leuten sind.

Die Helmut Schmidt Universität hat 2022 die Frage untersucht, wer in welchem Arbeitsumfeld besser arbeitet, und kam mit Blick auf diesen Aspekt zum folgenden Ergebnis: „Introvertierte Personen, die soziale Situationen eher als anstrengend empfinden, profitieren stärker von der Arbeit im Homeoffice. Hier berichtet ein um 8,8% höherer Anteil an Personen ein hohes Engagement, wenn sie zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können“, so die Forschenden. Extrovertierte Beschäftigte sind der Untersuchung zufolge an beiden Arbeitsorten gleich engagiert, sie erleben im Homeoffice allerdings mehr Stress.

Das perfekte Hybrid-Modell finden

Wie findet man also heraus, was der individuell richtige Weg ist und vor allem: Wie stellt sich ein Unternehmen so auf, dass alle Mitarbeitenden einen guten Job machen und interne Prozesse reibungslos funktionieren? Laut Sebastian Herbst ist dabei immer ein Dreieck entscheidend, das sich aus den folgenden Fragen ergibt:

  • Was brauchen die Kundinnen und Kunden?
  • Was braucht die Organisation?
  • Und was brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Diese drei Stakeholder-Interessen gilt es, unter einen Hut zu bringen – und bei der Frage, was die Mitarbeitenden brauchen, gibt es je nach Persönlichkeit eben ganz unterschiedliche Antworten.

Doch trotz aller Unterschiede ist es natürlich möglich, ein für das eigene Unternehmen funktionierendes Hybrid-Modell zu entwickeln. Wie das Schritt für Schritt gelingt, erklärt Sebastian Herbst im VRG-Whitepaper zum Thema. Wer diese Strategien umsetzt und das passende Modell im eigenen Unternehmen etabliert, kann die Diskussion um Remote- oder Präsenzarbeit hoffentlich endlich beenden und alle Mitarbeitenden vor allem einfach erfolgreich ihren Job machen lassen – so, wie es individuell zu ihnen passt.

 


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