Emotionale Intelligenz trifft KI:

Was HR jetzt braucht

Eine aktuelle Studie zeigt: KI-Modelle erzielen bessere Ergebnisse in Tests zur emotionalen Intelligenz als Menschen. Was bedeutet das für moderne HR-Arbeit? 

 
Zur Definition: Was bedeutet Emotionale Intelligenz?

„Emotional Intelligence bzw. Emotionale Intelligenz (EI oder emotionaler Quotient: EQ) bedeutet, eigene Emotionen zu verstehen und die Gefühle anderer wahrzunehmen. In der beruflichen Umgebung, insbesondere für erfolgreiche Zusammenarbeit, zwischenmenschliche Beziehungen und effektive Kommunikation, spielt dieses Soft Skill eine entscheidende Rolle.“ So schreiben es die Forschenden der „SRH Fernhochschule“. Während der IQ, der die traditionelle Intelligenz beschreibt, kognitive Fähigkeiten fokussiert, geht es beim EQ oder bei EI um Emotionen.

Wer eine hohe EI hat, kann gut mit anderen Personen in Verbindung treten, persönliche Beziehungen aufbauen, Konflikte sicher und empathisch bewältigen und die eigenen Gefühle ausdrücken. Klar ist also, dass Emotionale Intelligenz etwas ist, dass im Unternehmenskontext und vor allem bei Führungskräften unerlässlich ist. Und: Emotionale Intelligenz ist nicht (nur) angeboren, sie kann erlernt und immer weiter gestärkt werden. Wie genau das geht? Dazu später mehr.


EI und KI: Gehört das zusammen?

Wenn es um die stets wachsenden Fähigkeiten von KI-Modellen gibt, steht oft die Frage im Raum: Wann ersetzen uns die Maschinen? Wann können sie alle Jobs übernehmen? Wann sind sie schlauer und vielleicht sogar empathischer als wir? Bislang galt: Solange Maschinen keine Emotionen empfinden und wahrnehmen, ist KI nur ein hilfreiches Tool – und längst kein Ersatz für menschliche Arbeitskräfte.

Das bestätigte auch Daniel „Data Dan“ Mühlbauer im VRG-Interview: „Wenn wir davon ausgehen, dass wirklich empfundene Empathie etwas ist, was Maschinen auf hunderte von Jahren nur imitieren können, solange wir Menschen keine Maschinen entwickeln, die echte Gefühle fühlen, dann muss ich mich als HR Manager*in damit befassen: Was ist meine Rolle als menschliches Element? Was ist mein USP? Warum bin ich hier wertvoll? Und genau das muss ich stärken!“ Er spricht von der Kombination von „Tech Points“ und „Touch Points“ und von der Königsdisziplin, diese beiden Elemente ineinandergreifen zu lassen. 

Das klingt logisch und vielversprechend – doch was bedeutet in diesem Zusammenhang eine Studie, die zeigt, dass KI schon jetzt emotional intelligent agieren kann? Vor allem für HR und Unternehmen? 


Wie KI Emotionen verstehen kann

In einer emotional aufgeladenen Situation besonnen agieren und das richtige Verhalten vorschlagen, das die Wogen glättet und zum Ziel führt: Ein solches Szenario haben wohl alle Führungskräfte schon einmal erlebt. Ein Team der Universität Bern und der Universität Genf hat jetzt sechs generative KI-Tools – unter anderem ChatGPT – in einer solchen Situation eingesetzt. Tests zur emotionalen Intelligenz, die normalerweise für Menschen entwickelt werden, wurden von der KI durchgeführt. Das Ergebnis, das im Mai 2025 veröffentlicht wurde: „Die KIs übertrafen die durchschnittliche menschliche Leistung und waren sogar in der Lage, neue Tests in Rekordzeit zu erstellen“, so die Forschenden. 

Die KI-Modelle und menschliche Teilnehmer:innen haben für die Studie die gleichen fünf Tests durchgeführt und sollten jeweils entscheiden, wie sie in einer kritischen Situation handeln. (Beispiel: Ein Kollege von Michael hat seine Idee gestohlen und wird zu Unrecht beglückwünscht. Wie würde Michael am effektivsten reagieren? a) In eine Auseinandersetzung mit dem betreffenden Kollegen gehen, b) Mit dem Vorgesetzten über die Situation sprechen, c) Sich im Stillen über den Kollegen ärgern, d) Eine Idee zurückstehlen. Hier wurde Option b) als am besten geeignet angesehen.)

Das Ergebnis: Die KI-Modelle erzielten deutlich bessere Werte als die Menschen: 82 Prozent richtige Antworten im Vergleich zu 56 Prozent. „Dies deutet darauf hin, dass diese KIs nicht nur Emotionen verstehen, sondern auch begreifen, was es bedeutet, sich emotional intelligent zu verhalten“, so Marcello Mortillaro, Co-Autor der Studie.

Im Anschluss ließen die Forschenden von der KI neue EI-Tests konzipieren – sie waren ähnlich zuverlässig, klar und realistisch wie die ursprünglichen Tests, deren Entwicklung durch Menschen mehrere Jahre gedauert hatte. Was das aus Sicht der Studien-Verantwortlichen bedeutet? „Diese Ergebnisse ebnen den Weg für den Einsatz von KI in Bereichen, die bisher dem Menschen vorbehalten waren, wie etwa Bildung, Coaching oder Konfliktmanagement – vorausgesetzt, sie wird von Expertinnen und Experten eingesetzt und beaufsichtigt.“


Was HR tun kann, um die menschliche EI zu stärken

So formuliert mag es vielversprechend klingen, doch die Ergebnisse bedeuten auch: Der bisher geltende Grundsatz, dass Menschen in genau solchen Bereichen wie Coaching und Konfliktmanagement nicht so schnell zu ersetzen sind, wird massiv in Frage gestellt. Vielleicht heißt das aber auch: Wenn EI wie ein Muskel ist, den wir trainieren können, dann ist das jetzt eine konkrete Aufgabe. Die emotionale Intelligenz stärken, um hier mit Kollege KI mithalten zu können – und idealerweise sogar besser zu sein. 

Dafür sind zunächst die fünf Eigenschaften emotionaler Intelligenz (nach US-Psychologe Daniel Golemann) wichtig:

  • Selbstwahrnehmung
  • Selbstregulierung
  • Motivation
  • Empathie
  • Soziale Kompetenz 


Wie stärkt man diese Elemente gezielt, um für höhere EI-Werte im Unternehmen zu sorgen? Die Forschenden der SHR Fernhochschule geben dafür konkrete Tipps:

  • Achtsamkeit: Wer regelmäßig Meditation und Atemübungen praktiziert, kann die eigenen Emotionen besser wahrnehmen und regulieren.
  • 360-Grad-Feedback: Dieses vermittelt ein umfassendes Bild der eigenen emotionalen Fähigkeiten.
  • Rollenspiele: So lernen Führungskräfte und Mitarbeitende, empathisch zu kommunizieren, Konflikte zu lösen und zwischenmenschliche Beziehungen zu stärken.
  • Coaching: Es kann dabei helfen, emotionale Fähigkeiten zu reflektieren, zu verbessern und in konkreten beruflichen Situationen anzuwenden. 

Wieso EI gerade für die HR-Arbeit so wichtig ist 

Gute Führung sorgt für ein gutes Arbeitsklima – und hierbei kommt es nicht nur auf fachliches Wissen an, sondern Emotionale Intelligenz ist ein zentraler Faktor. Deshalb ist es gerade heute sehr wichtig, diesen Aspekt bei (internen) Weiterbildungsmöglichkeiten in den Fokus zu nehmen.

Doch das gilt nicht für Führungskräfte: Alle Personen, die viel im zwischenmenschlichen Kontext arbeiten, die mit Problemen konfrontiert werden, die im Team arbeiten, die gemeinsam mit Anderen konstruktive Lösungen suchen – sie alle brauchen Emotionale Intelligenz, um gute Ergebnisse zu erzielen. Deshalb gilt es, die Förderung von EI als zentralen Faktor in der HR-Arbeit zu verankern. Sie ist eine Schlüsselkompetenz, um vor allem in Zeiten von Digitalisierung und KI einen erfolgreichen Job zu machen. Und natürlich ist EI auch für das HR-Team selbst unerlässlich: Denn es heißt „Human Resources“, der Mensch steht hier im Mittelpunkt. Um diesem Konzept gerecht zu werden, brauchen wir eine hohe Emotionale Intelligenz.

Auch „Data Dan“ ist dieser Meinung: „Ich hoffe, dass uns eine Zusammenarbeit mit Maschinen dahin bringt, dass wir das Zwischenmenschliche wieder besser erlernen.“ Aufgabe für HR ist es jetzt also: Die Emotionale Intelligenz im gesamten Unternehmen stärken – und der KI hier nicht das Feld überlassen.  
 

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