HR-Trends 2024 Erfolgreich Führen heißt mehr Reflexion & Vielfalt
Ein Interview mit Prof. Dr. Armin Trost
Prof. Dr. Armin Trost über HR-Trends 2024, wieso in der Post-Corona-Zeit ein gemeinsames Führungsverständnis so wichtig ist, und warum HR öfter Haltung zeigen sollte.
Prof. Dr. Armin Trost
Hochschule Furtwangen,
Human Resources Management
& Organizational Behavior
Ein Name, den jede:r mit modernem Human Resource Management verbindet: Prof. Dr. Armin Trost. Der promovierte Psychologe lehrt und forscht an der Hochschule Furtwangen. Wir haben uns gesagt: Als einer der führenden Vordenker im Personalmanagement weiß er, was die HR-Welt jetzt und in Zukunft bewegt, haben ihn um einen Rückblick gebeten und neben Bilal Zafar und Sebastian Herbst zu den HR-Trends 2024 befragt.
Jahresende, Zeit, sich für das kommende Jahr zu wappnen – und für eine kurze Rückschau: Lieber Professor Trost, was war für Sie der wichtigste Trend 2023?
„Eindeutig künstliche Intelligenz! 2023 hat das Thema KI richtig Fahrt aufgenommen. Während Anfang des Jahres viele noch die Frage beschäftigte, was ChatGPT überhaupt ist, hatten Ende Februar fast alle eine KI bereits selbst getestet und wussten, worum es geht. Die größten Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz stehen uns aber definitiv noch bevor.“
Was war die größte Herausforderung für HR in diesem Jahr?
„HR war und ist damit gut beschäftigt, die Post-Corona-Arbeitswelt zu gestalten. Dabei geht es um Antworten und Lösungen auf die Fragen: Wie bekommen wir die Mitarbeitenden in die Büros zurück? Und noch wichtiger: Wollen wir das überhaupt? Was braucht es, damit Hybridlösungen in Zukunft wirklich funktionieren?“
… und was braucht es für einen Führungsstil für unsere Arbeitswelt 2024?
„Zunächst einmal müssen wir uns davon verabschieden, dass es den einen effektiven Führungsstil gibt. Der Idealtypus, der zu jeder Führungskraft und jedem Team passt, existiert nicht. Durch das vielfach etablierte hybride Arbeiten zwischen Homeoffice und Büro funktioniert Führen heute anders. Erfolgreich Führen heißt vor allem mehr Reflektion, mehr Vielfalt.
Damit Führung in der Post-Corona-Zeit funktioniert, gilt es, das Führungsverständnis durchaus neu zu definieren, zu vermitteln und umzusetzen. Jedes Unternehmen ist einzigartig, jedes Team und jede Führungskraft ist einzigartig – und Leadership in der Konsequenz auch.“
Das führt uns zum Stichwort Diversität.
„Diversität steht für mich vor allem für Wertschätzung und Individualität, Offenheit und Meinungspluralismus. Ein Thema, das aktuell sehr stark mit moralischem Anspruch verbunden ist. Unternehmen müssen – von HR getrieben – darüber diskutieren, ob und wie sie zu dem Thema stehen und in welcher Form sie sich dazu positionieren.“
Welche Superkraft brauchen HRler:innen im Jahr 2024?
„HR braucht ein eigenes, dezidiertes Selbstverständnis und muss die eigene Rolle im Unternehmen klar definieren. Sieht sich HR als Service-Organisation, Dienstleister und ‚Ordnungshüter‘? Oder als echter Gestalter und Befähiger? Persönlich wünsche ich mir, dass HR öfter Haltung zeigt und mehr Verantwortung übernimmt. Erfolgreichsein und die Freude am Wettbewerb sollten wieder mehr in den Vordergrund treten.“
Die To-do-Liste für HR ist also mehr als lang. Was wird im kommenden Jahr das Leitthema sein?
„Hier sind wir wieder beim Thema KI – und beim Thema Prozessoptimierung. Konkret muss sich HR damit auseinandersetzen, wie künstliche Intelligenz sinnstiftend Einzug in den HR-Alltag halten kann, wie (nicht nur KI-)Prozesse gestaltet werden müssen, um bestmöglich zu unterstützen und zu entlasten. Je nach Zielsetzung müssen Prozesse ganz unterschiedlich von menschlicher Hand begleitet werden.
Zwei Beispiele: Beim Volume Hiring kann KI für mehr Geschwindigkeit sorgen; im Bereich Weiterbildung und Wissensmanagement hat KI das Potenzial, Inhalte passgenau und individuell zusammenzustellen. So unterschiedlich die Einsatzszenarien, so unterschiedlich auch die Anforderungen an Steuerung und Optimierung.“
Wie steht es 2024 um den Menschen in HR?
„Auf der einen Seite gilt es, wiederkehrende Prozesse zu digitalisieren und mittels KI zu unterstützen. Auf der anderen Seite gibt es in HR enorm viele Bereiche, in denen es ‚High Touch‘ braucht: wo Fingerspitzengefühl gefragt ist und nichts ohne Menschen und persönlichen Kontakt läuft – etwa im Recruiting bei sehr schwer zu besetzenden Stellen.“
Letzte Frage: Was ist 2024 der wichtigste Benefit mit Blick auf Recruiting?
„Gelebte Flexibilität in der Arbeitswelt. Und wir müssen uns vor allem davon verabschieden, Homeoffice als Benefit zu begreifen! Denn es geht um so viel mehr – es geht um die Befähigung für den Job. Die Frage ist doch: Wie und wo kann ich meinen Job und meine Aufgaben am besten erledigen, ist es das Büro oder eben das Homeoffice, und was brauche ich dafür?“
Lieber Professor Trost, wir bedanken uns bei Ihnen für das Interview!
Lust auf weitere HR-Trends und Denkanstöße für das Jahr 2024?
Dann lesen Sie doch direkt weiter: Wir haben auch mit KI-Guru Bilal Zafar und Mental-Health-Experte Sebastian Herbst zu den HR-Themen der Zukunft gesprochen.
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Zur Person
Prof. Dr. Armin Trost gehört in Europa zu den einflussreichsten Vordenkern im HR. Der promovierte Psychologe lehrt und forscht an der Hochschule Furtwangen, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Führung und Organisation in Zeiten der Digitalisierung und ist Autor des kürzlich erschienenen Buchs „Das richtige Führungsverständnis“.
https://armintrost.de/professor/buecher/fuehrungsverstaendnis
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