Auf Eltern setzen?

Warum sich Familienmenschen für die HR-Arbeit auszahlen

„Eltern haben keine Lobby!“ Dieses Statement machte die Runde, als die Bundesregierung im Sommer verkündete, das Elterngeld ab einer gewissen Einkommensgrenze streichen zu wollen. Es gab massiven Protest bei Social Media, Hunderttausende Unterschriften in einer Gegen-Petition, dazu gesellte sich Frust über weitere Job-Themen, bei denen sich Eltern benachteiligt fühlen. Dabei machen sie einen riesigen Teil der arbeitenden Bevölkerung aus. Und: Es lohnt sich für Unternehmen, genau diese Gruppe besonders zu fördern und zu fordern. Warum? Schauen wir uns all das der Reihe nach an. 

Wieso sich Eltern diskriminiert fühlen

Kind und Karriere: Heutzutage sollte das kein Problem mehr sein – oder? Beide Elternteile teilen sich doch oft die berufliche Erfüllung und Care Arbeit, die Kleinen sind in Kita und Ganztagsbetreuung bestens versorgt, danach machen alle gemeinsam und glücklich Feierabend. Soweit die Illusion. Jetzt zeigt eine Studie: 37 Prozent der befragten Eltern finden, dass ihre Entscheidung für ein Kind die Karriere negativ beeinflusst hat. 35 Prozent sind der Meinung, dass sie aufgrund ihres Elternseins schon einmal im Arbeitskontext diskriminiert wurden – und mit steigender Kinderanzahl steigt auch die Erfahrung mit Diskriminierung.

All das brachte die Studie „Elternzeit Reloaded“ von 5050 by OMR und Appinio zum Vorschein. Dafür wurden 1.000 Mütter und Väter zwischen 20 und 60 Jahren befragt, die einer klassischen Bürotätigkeit in unterschiedlichen Branchen nachgehen. Immerhin bewerten 63 Prozent der Befragten ihren Arbeitgeber als familienfreundlich, 21 Prozent sogar als sehr familienfreundlich. Doch das bedeutet gleichzeitig auch: 37 Prozent der Eltern haben nicht das Gefühl, dass ihr Arbeitgeber das Familienleben unterstützt.

Eine hohe Zahl, wenn man bedenkt, wie schwer es heute ist, gute Mitarbeiter:innen zu finden – und auch zu halten. Vielleicht sollten Unternehmen also bei Personalentwicklung und auch Employer Branding diese Chance sehen und nutzen, wenn die HR-Abteilungen grübeln, warum so viele gute Leute woanders hin wechseln und so wenige vielversprechende Kandidaten nachkommen …

Führen in Teilzeit? Geht auch!

Wie es funktioniert, ein familienfreundlicher Arbeitgeber zu sein, der nicht nur auf der Karriere-Website von der tollen Vereinbarkeit von Beruf und Familie schwärmt? Das machen einige große Unternehmen vor. So hat „Otto“ eine Kampagne zum Thema „Führen in Teilzeit“ gestartet, die gezielt Kandidat:innen in den Fokus nimmt, die beruflich vorankommen und Verantwortung übernehmen möchten – sich aber gleichzeitig noch Zeit für ihr Privatleben wünschen. Teilzeit bedeutet hier übrigens: 80 Prozent. Ein Halbtagsjob ist das natürlich noch lange nicht.

Ein weiteres Modell, das zeigt, wie New Work gelebt wird und welche Flexibilität in verantwortlichen Positionen möglich ist: „Edding“ stellte 2022 ein Führungs-Tandem im Vorstand ein. Geteilte Verantwortung und geteilte Entscheidungen in der Position des Chief Digital Officers – auch so etwas geht und kann eine Inspiration für Unternehmen sein, die ihren Mitarbeiter:innen wirklich neue Möglichkeiten der Arbeitsgestaltung bieten wollen.

Warum Eltern als Arbeitnehmer:innen so wichtig sind

11,86 Millionen Familien gab es im Jahr 2022 laut Statista in Deutschland. Und auch, wenn es heute so viele unterschiedliche Arten gibt, wie Familien zusammenleben können, sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache, wie es mit Blick auf den Job aussieht: Der Großteil der Eltern arbeitet. Die Erwerbstätigenquote von Eltern mit mindestens einem Kind lag im Jahr 2022 bei 67,5 Prozent, ab einem Alter der Kinder von sechs Jahren liegt die Zahl bei 82,3 Prozent. Es ist also eine riesige Gruppe, von der wir hier reden – keine HR-Abteilung, die auf der Suche nach Talenten ist, kann es sich leisten, diese nicht in den Fokus zu rücken.

Hinzu kommt: Eltern sind oft richtig gute Mitarbeiter:innen, denn Familienleben schärft viele Skills. Ein paar Eigenschaften, die vor allem Eltern zugesagt werden: Sie sind stressresistent(er) und können den Überblick behalten, wenn 100 Dinge gleichzeitig von ihnen verlangt werden. Sie arbeiten besonders effizient, schließlich haben sie oft Zeitdruck. Sie haben gelernt, Lösungen für Konflikte zu finden (wenn wir ehrlich sind, geht es im Office doch manchmal um ähnliche Themen wie im Kinderzimmer …), sie müssen rund um die Uhr Verantwortung übernehmen und sind deshalb gute und geübte Führungskräfte. Überzeugt? Sonst fallen Ihnen sicher noch weitere Eigenschaften ein, wenn Sie selbst Kinder – oder Eltern in Ihrem Team – haben.

Was macht ein Unternehmen wirklich familienfreundlich?

Wenn Sie jetzt inspiriert sind, Ihre Employer Brand noch mehr auf Menschen mit Kindern auszurichten, sehen wir uns noch kurz an, was einen familienfreundlichen Arbeitgeber ausmacht – denn das hat auch die eingangs erwähnte Studie abgefragt. Demnach sagen 77 Prozent der Befragten, dass flexible Arbeitszeiten dazugehören, 53 Prozent erwähnen einen flexiblen Arbeitsort, 40 Prozent die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, und 38 Prozent eine familienfreundliche Kultur. Klingt doch gar nicht so unmöglich, oder?

Also ist es für Unternehmen und ihre HR-Profis tatsächlich eine smarte Strategie, Familien als Zielgruppe zu fokussieren und natürlich auch auf allen gängigen Kanälen darüber zu sprechen. Vielleicht kommt Ihnen sogar eine Idee für eine Kampagne, die digital die Runde macht? Genau das ist der „The Female Company“ gelungen, einem Unternehmen aus Berlin, das sich auf Periodenprodukte spezialisiert hat. Die Gründerinnen starteten die Aktion „Besser arbeitslos als kinderlos“ und boten ihren schwangeren Mitarbeiterinnen an, vor Eintritt in den Mutterschutz zu kündigen – mit der vertraglichen Zusage, dass sie nach Abschluss der Elternzeit wieder eingestellt werden. So können die frisch gebackenen Mütter Arbeitslosengeld beantragen, das unabhängig von Gehaltsobergrenzen gezahlt wird.

Ob so ein – zugegeben doch sehr rigoroses – Modell wirklich in Anspruch genommen wird und in Unternehmen die Runde macht? Abwarten. Klar ist, dass „The Female Company“ mit dieser Kampagne für Aufmerksamkeit gesorgt hat und vor allem arbeitenden Eltern das Gefühl gibt, dass sie gesehen und ernst genommen werden. Wenn das kein Gewinn für die eigene Employer Brand und alle Eltern der Republik ist. Also, werfen Sie doch auch einfach mal einen Blick auf das, was Eltern in Ihrem Unternehmen leisten – und freuen Sie sich, genau diese Zielgruppe an Bord zu haben.

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